Am Wochenende vom 3. bis 5. Mai veranstaltete der Bund der Spanischen Elternvereine in der BRD e.V. (“Confederación“) ein Seminar in Remagen-Rolandseck, das von der Gleichbehandlungsstelle EU- Arbeitnehmer in Berlin finanziert und in Zusammenarbeit mit der bei der spanischen Botschaft in Berlin angesiedelten Außenstelle des Ministeriums für Arbeit, Migration und Soziales und der Spanischen Weiterbildungsakademie AEF durchgeführt wurde.

Der Vorsitzende der Confederación, Alfredo Sánchez Casado, begrüßte insgesamt 46 Teilnehmer aus verschiedenen Teilen Deutschlands. Sabine Ommer erläuterte sehr detailliert den Auftrag und die Aufgaben der Gleichbehandlungsstelle EU- Arbeitnehmer in Berlin.

Ricardo Fernández Fidalgo, Botschaftsrat für Arbeit, Migration und Soziales bei der spanischen Botschaft in Berlin, stellte die Leistungen und die Außenstellen seiner Abteilung in ganz Deutschland vor.

Der zweite Seminartag begann mit einem Vortrag des Rechtsanwalts und Vizepräsidenten der Confederación Sergio Ortiz López. Nach einem kurzen historischen Rückblick ging es “in medias res“ – mitten in das Hauptthema des Seminars. Dabei erläuterte er Begriffe wie u.a. Europäische Union, Staatsbürgerschaft, Arbeitnehmer und Freizügigkeit sowie die Rechtsgrundlagen der Europäischen Union und führte die für die behandelten Themen wichtigsten Verträge, Artikel, Verordnungen und Richtlinien auf. Zum Abschluss seines Vortrags trug er einen Text von Fernando Aramburu vor, den wir unten zitieren:

Gemeinsames Haus Europa“ Fernando Aramburu

„Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass junge Europäer es vergessen haben, aber sicherheitshalber sollte es in Erinnerung gerufen werden. Es ist noch nicht lange her, dass Geier mit der Geschichte unseres Kontinents eng verbunden waren. Die unersättlichen und dunklen Vögel säuberten die Schlachtfelder der Kriege, indem sie diese von den Überresten der Gefallenen säuberten. In Dörfern und Städten gab es seltsame Dinge wie Hungersnot, Leibeigenschaft, Analphabetismus, öffentliche Hinrichtungen oder die Pest, um nur einige zu nennen. Solange die menschliche Spezies existiert, ist es unwahrscheinlich, dass unser Planet die ideale Gesellschaft in beständigem Frieden kennenlernen wird. Aber wenn wir über das demokratische Zusammenleben von Bürgern unterschiedlicher Herkunft, Sprachen, Religionen und Gebräuche reden, ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass das heutige Europa ein sehr einladender Raum ist. Ich widerspreche nicht denjenigen, die behaupten, dass Europa militärisch schwach ist, in der Weltpolitik keine wirkliche Anerkennung erfährt und visionslos in die Zukunft blickt, etc. Dennoch sind auch sicherlich die Guillotinenbauer oder Geier nicht glücklich.“

Nach einer wohlverdienten Pause und einer gebührenden Stärkung folgten zwei sehr interessante Vorträge von Cristina Marugán Güemez, Regionaldirektorin für Nord- und Westdeutschland im Generalkonsulat Düsseldorf, das der Vertretung des Ministeriums für Arbeit, Migration und Soziales bei der spanischen Botschaft in Berlin unterstellt ist.

Im ersten Vortrag listete sie eine ganze Reihe von Möglichkeiten und “Tools“ für die Arbeitssuche in Deutschland und die entsprechenden konkreten Schritte hierzu auf und erläuterte die Arbeitsbedingungen, mit denen sich ein neuer Mitarbeiter eventuell auseinandersetzen muss.

Der zweite Vortrag konzentrierte sich auf die Aspekte Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Arbeitslosenversicherung und das staatliche Rentensystem. Ein wichtiger Punkt dabei waren die Unterschiede zwischen Deutschland und Spanien. Kommentare und Fragen waren jederzeit willkommen, so dass alle Zweifel der Teilnehmer ausgeräumt werden konnten.

Jenny Bauer, Junior IT Projekt & Survive Delivery Manager und Mitglied des Betriebsrats der TGE Gas Engineering GmbH in Bonn, stellte die Aufgaben und Funktion der Arbeitnehmervertretungen und insbesondere der Betriebsräte in Deutschland vor. Es sind vorwiegend Teilnehmer mit geringerer Aufenthaltsdauer in Deutschland, denen diese im Betriebsverfassungsgesetz festgelegten Mitbestimmungsinstrumente weitgehend unbekannt sind; die Teilnehmer erhielten ausführliche Informationen zu dem Thema.

Nach dem intensiven Seminartag konnten wir am Abend „Rhein in Flammen“ genießen, ein Großfeuerwerk, das jedes Jahr um diese Zeit entlang des Rheins zwischen Bonn und den südlicher gelegenen Städten stattfindet.

Den letzten Tag eröffnete Vicente Riesgo Alonso, Vorsitzender der Spanischen Weiterbildungsakademie und langjähriger Fachberater der Confederación. Sein Vortrag unter dem Titel „Freizügigkeit in der Europäischen Union“ bot eine in die Tiefe gehende Einführung über den die europäische Identität und Europa selbst.

Zunächst stellte er die Ziele und Werte der Europäischen Union vor; dies sind in erster Linie Frieden, Nichtdiskriminierung und europäische Staatsbürgerschaft sowie die EU-Vertretungsorgane. Nach diesen grundlegenden Erläuterungen waren das Konzept des freien Personen-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehrs innerhalb der EU in allen Einzelzeiten sehr gut verständlich.

Zum Abschluss forderte Vicente Riesgo Alonso die Anwesenden auf, sich zu engagieren und die ihnen zustehenden Rechte und Pflichten auch tatsächlich wahrzunehmen – dies gilt insbesondere im Hinblick auf die kommenden Wahlen zum Europäischen Parlament am 26. Mai 2019.

Das Seminar endete nach dem Mittagessen mit einem Vortrag von Santiago Cánovas Abraham, Fachberater für Arbeits- und Sozialversicherungsrecht und Finanzberater für den Raum Hamburg. Er erläuterte die einzelnen Posten der Gehaltsabrechnung, die Beiträge und Abgaben, die unterschiedlichen Steuerklassen in Deutschland und weitere Punkte.

Nachdem die Teilnehmer ihre Seminarbewertung abgegeben hatten, dankten die Veranstalter allen für ihre Teilnahme und wünschten ihnen eine gute Heimreise.

 

Wichtige Informationen auf Spanisch finden Sie hier:

info@eu-gleichbehandlungsstelle.de (eu-gleichbehandlungsstelle.de)